Ich liebe Musik und deswegen starte ich morgens nach dem Aufstehen auch direkt mit meiner Lieblingsplaylist. Gefühlt geht mir mit Musik morgens alles leichter von der Hand: Ich kann mich schneller entscheiden, was ich anziehe, packe meine Sachen für die Arbeit zügiger und wenn's richtig gut läuft, bewege ich mich beschwingt durch die Küche während ich mein Frühstück vorbereite. Die Autofahrt ins Büro nutze ich erneut für Lieblingsmusik oder auch mal einen Podcast. Im Büro hören wir zwar kein Radio, aber still ist es deswegen trotzdem nie: Gespräche von Kollegen, das Telefon klingelt, ich bin selbst im Gespräch.. Auf dem Heimweg dann die Feierabend-Playlist, Musik beim Sport und Zuhause dann der Fernseher... Eigentlich besteht mein kompletter Tag aus Geräuschen. Stille ist in meinem Alltag äußerst selten.
Keine Musik, kein Gespräch, kein Fernseher im Hintergrund bedeutet für viele Menschen richtig Stress, weil permanente Geräusche eben zu unserem Alltag gehören. Manche Menschen finden ohne Geräusche überhaupt nicht zur Ruhe oder gar abends in den Schlaf. Klingt ziemlich absurd und unlogisch, wenn mal genauer drüber nachdenkt: Geräusche sind nötig, um Ruhe zu finden?! Nicht, wenn man sich die Funktion von Geräuschen bewusst macht: Sie geben uns einerseits das Gefühl, lebendig und ein Teil von etwas zu sein. Andererseits lenken sie uns auch von dem ab, was in uns vorgeht. Durch Geräusche sind wir gedanklich und emotional sprunghafter, es fällt uns schwerer, uns auf etwas zu konzentrieren. In der Folge kann in der Stille plötzlich etwas in uns laut werden, was uns überfordert: Unsere Gedanken. Unsere Emotionen. Unsere Empfindungen. Unsere Bedürfnisse.
In der Stille sind wir aufgefordert, in uns selbst hinein zu hören und nur uns selbst zuzuhören Dabei kann die Stille schonungslos sein. Sie kann dir von einem auf den anderen Moment bewusst machen, was du im Alltag so gut verdrängt hast. Du beginnst die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind.
Ich brauche stille Momente in meinem Alltag und deswegen muss ich sie bewusst schaffen. zum Beispiel dann, wenn mein Kopf nach der Arbeit so voll ist oder ich aus einem Gespräch viele neue Informationen mitnehme, wenn ich nach Lösungen suche, wenn ich mich unwohl fühle und nicht benennen kann, was der Grund für dieses Unwohlsein ist, wenn ich das Gefühl habe, dringend einen klaren Kopf zu brauchen und runterzufahren - dann hilft bei mir nur eins: Stille. Ich lasse das Radio aus, gehe alleine spazieren oder begebe mich für eine Meditation auf die Yogamatte. Diese kurzen Auszeiten vom Lärm des Alltags empfehle ich dir so sehr, denn in der Stille liegt so viel Potenzial: Nicht nur, dass du deine Ohren mal etwas schonst, vielmehr kommst durch die Stille in Kontakt mit dir selbst: Was beschäftigt dich? Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf? Was fühlst du? Was brauchst du? Was ist gut so, wie es ist? Was muss sich ändern?
Stille kann die Verbindung zu dir selbst stärken. Du nimmst dich selbst in den Fokus, schaffst eine Bewusstheit über den aktuellen Moment. In der Stille kannst du Lösungen finden. deinen Fokus (neu) setzen. Aus der Stille heraus kannst du Entscheidungen für dein Leben treffen, die deinen inneren Bedürfnissen entsprechen.
Ich habe 5 goldWERT-Tipps für dich zusammengestellt, wie es dir gelingt, die äußere Stille besser auszuhalten:
- Mit kurzen Intervallen und kleinen Schritten beginnen - Eben weil Stille uns nervös machen kann, beginne mit kleinen Schritten: Lass mal die Musik beim Autofahren weg, wenn du auf dem Heimweg von der Arbeit bist und schau was dich innerlich beschäftigt, Auch eine einzige Minute am Morgen kann der erste Schritt sein, zum Beispiel wenn du am Frühstückstisch sitzt: Schließ die Augen und spür in dich hinein. Weite allmählich die Zeiten aus.
- Auf den Atem fokussieren - Wenn du merkst, dass dich die Stille überfordert, dann fokussiere dich in der Stille auf deinen Atem. Sage dir gedanklich "Ich atme ein, ich atme aus". Allein die Bewusstmachung deines Atems hat schon einen enormen Effekt Körper und Geist und wirkt entspannend. Praktiziere dies immer dann, wenn die Stille für dich unangenehm wird.
- Leg dir einen Zettel und einen Stift bereit - Leg dir einen Zettel und einen Stift bereit für die bewussten stillen Momente, die du praktizierst. Manchmal kommen uns dann die besten Ideen oder aber auch wichtige Impulse und Gefühle, die wir aufschreiben können, um sie gedanklich loszulassen oder uns selbst daran zu erinnern, an der Befriedigung dieser Bedürfnisse zu arbeiten und uns um uns selbst zu kümmern.
- Regelmäßig Stille üben - Du wirst sehen, umso häufiger du dich in die bewusste Stille begibst, umso leichter wirst du sie genießen können. Rituale können dir dabei helfen, dass die Stille einen Platz in deinem Alltag bekommt. Lege fest, wann du in die Stille gehst und nur dir selbst zuhören möchtest.
Letztlich kannst du in der Stille bei dir selbst ankommen und innere Heilung kann stattfinden, wenn du dich damit auseinandersetzt, was dich in der Stille beschäftigt. Stille ist ein Weg zu innerem Frieden.
Ich wünsche dir viele stille Momente der Heilung und Inspiration!
Von Herzen
Svenja Lotze