"Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!" Klingt super, oder? Das Leben kann so einfach sein: Jeder liebt sich, damit auch jeden anderen und fertig sind wir! Ein Traum.
Ja. Leider. Denn was ist, wenn genau das, sich selbst zu lieben, das Problem ist, warum es manchmal so schwer fällt, den Nächsten zu lieben, zu akzeptieren und wertzuschätzen?
Vor allem Kinder möchten wir durch diese Tugend dazu erziehen, gnädig mit anderen zu sein, sie nicht zu verletzen, weder emotional durch Schimpfworte und Beleidigungen, noch durch körperliche Gewalt. Problematisch daran ist aber wohl, dass wir selbst nicht besonders gewaltfrei mit uns umgehen.
Freilich, niemand liebt sich 24/7, aber was glaubst du, würde wohl auf einer Liste am Abend stehen, wenn jemand über Tag all deine inneren Dialoge, deine Bewertungen über dich selbst und deine Gedanken mitschreiben würde? Vermutlich werden da vor allem viele Dinge zu lesen sein, die du in dieser Klarheit und Härte niemals zu jemand anderem sagen würdest.
Natürlich stehst du nicht jeden Tag voller Begeisterung vorm Spiegel, posierst und feierst dich selbst als den größten Held vom Erdbeerfeld und die Schönste im ganzen Land. Natürlich wirst du nicht jeden Tag Glanzleistungen vollbringen und dich selbst über den grünen Klee loben. Und natürlich machst du Fehler, für die du dich selbst kritisieren darfst. Selbstliebe bedeutet auch nicht, völlig abzuheben, egoistisch zu handeln und sich selbst über die anderen zu stellen.
Was aber häufig passiert ist, dass die Abwertungen über dich selbst überhand nehmen. "Was hab ich hier wieder für einen Mist gebaut?" "Wie ich heute schon wieder aussehe?" "Ich hab heute morgen schon gewusst, dass das nicht mein Tag wird." Gerne kommentieren wir innerlich auch den Vergleich mit anderen und erniedrigen uns auf diese Weise: "So schön/erfolgreich/verliebt/reich/beliebt/sexy... wie xy werde ich nie sein...".
Und je häufiger du so über dich denkst, umso mehr schwindet dein Selbstwertgefühl, umso mehr ziehst du dich zurück, versteckst dich, glaubst immer weniger daran, Liebe von anderen verdient zu haben, fühlst dich wert- und nutzlos...
Wenn dir das bekannt vorkommt, ist es höchste Zeit anzufangen, dir und deiner Liebe zu dir selbst ein bisschen auf die Sprünge zu helfen! Selbstliebe bedeutet in erster Linie, gut zu dir selbst zu sein, wertschätzend mit dir umzugehen, für dich zu sorgen, deinen Körper zu lieben und ihm dankbar zu sein. Selbstliebe bedeutet, dich selbst anzuerkennen und zu loben, für all die Dinge, die du kannst, geschafft hast und jeden Tag leistest. Selbstliebe bedeutet positiv über dich selbst zu reden und zu denken, dich konstruktiv zu reflektieren und gnädig mit deinen eigenen Fehlern umzugehen.
Und damit führt Selbstliebe dazu, dass du dich selbst wertschätzt und damit auch anderen Menschen Wertschätzung entgegenbringen kannst. Sie ist die Basis für dein Selbstvertrauen und dein Selbstbewusstsein, dafür, dass du selbst glaubst, einen Wert zu haben. Das ermöglicht es dir, mutig voran zu gehen, dein Leben in die Hand zu nehmen, Herausforderungen anzunehmen und an dich selbst zu glauben.
Und schließlich ist Selbstliebe der Türöffner für ein gutes Miteinander, für positive Beziehungen, für glückliches Zusammensein, für Erfolg und Fülle im Leben.
Wenn du gnädig zu dir bist, gelingt es dir auch, gnädig zu anderen zu sein.
Wenn du deine eigene Schönheit und Individualität entdeckst, wird es dir gelingen, diese auch herauszustellen.
Und wenn du schließlich fähig bist, dich selbst zu lieben, kannst du auch andere lieben und Liebe von anderen empfangen, weil du dir sicher bist, dass du ihrer Liebe würdig bist.
Dein erster Schritt in Richtung mehr Selbstliebe? Sag dir jeden(!) Morgen beim Blick in den Spiegel und wann immer du am Tag noch daran denkst laut(!): "Ich liebe und akzeptiere mich wie ich bin. Ich bin fähig mir und anderen Liebe zu schenken und Liebe zu empfangen."
Und für Fortgeschrittene: Schenk dir jeden Tag eine Umarmung! Und das ist absolut ernst gemeint!
Du bist goldWERT!
Svenja Lotze