"Man kann nicht nicht kommunizieren", so lautet eines der wichtigsten Kommunikationsaxiome nach Paul Watzlawick und meint nicht anderes als die Annahme, dass immer dann, wenn Menschen aufeinander treffen, Kommunikation stattfindet: Verbal durch Worte und/ oder non-verbal durch Mimik und Gestik. Und dabei geht es nicht nur um einen reinen Austausch von Informationen, sondern es lässt sich daraus auch immer etwas über die Beziehung der beiden Kommunizierenden ableiten. Wir können zum Beispiel anhand der Kommunikation und Körpersprache sehen, ob Menschen sich eher vertraut oder eher fremd sind.
Im Idealfall drückt sich Person A so verständlich aus, dass Person B das Anliegen oder die Information versteht und entsprechend reagiert (antwortet). Das funktioniert oft gut, weil wir quasi eine eingebaute Kommunikationstoleranz haben, die Kommunikationsfehler filtert und wir im Prozess weiter voran schreiten können. Genauso oft kommt es aber zu Missverständnissen oder gar Konflikten. Nämlich immer dann, wenn es von der sachlichen Ebene auf die Beziehungsebene geht. Immer dann, wenn sich eine beteiligte Person in dem Kommunikationsprozess vom anderen nicht gesehen, nicht wertgeschätzt, bevormundet, benachteiligt, beschuldigt oder beleidigt fühlt. Dabei geht es erstmal weniger darum, was der "Auslösende" gesagt oder wie er etwas gemeint hat, sondern vielmehr, welche inneren roten Knöpfe bei uns aktiviert werden und uns das Blut in den Kopf steigen lassen. Oder die Tränen in die Augen...
Diese sogenannten "Knöpfe" sind uns selbst häufig nicht bewusst und genau das macht die Kommunikation so schwer und lässt Kommunikation immer wieder in Konflikten und Missverständnissen enden. Sie resultieren aus Glaubenssätzen, die wir oft von Kindheit an in uns verinnerlicht haben. Wir haben über die Zeit gelernt, in welchen Situationen wir welche Rollen haben. Zum Beispiel haben ältere Geschwister häufig den "Schuld-Knopf" verinnerlicht, weil Eltern davon ausgehen, dass bei Konflikten zwischen den Geschwistern, der Ältere der Klügere ist und damit Konflikten aus dem weg gehen könnte. Und schwubs kann sich ein innerer Glaubenssatz entwickeln: "Wenn es Streit gibt, bin ich immer schuld." Der Schuld-Knopf!
Diese Knöpfe kann jeder bei dir drücken: deine Kinder, dein(e) Partner(in), dein(e) Chef(in), deine Mitarbeiter*innen, deine Eltern, deine Freunde - wirklich jeder. Die Reaktionen können unterschiedlich sein und reichen von Rückzug über Selbstvorwürfe bis hin zu aggressiven Verhaltensweisen und Äußerungen. Das wiederum hat zur Folge, dass Fronten sich verhärten oder dein Selbstwert weiter sinkt.
Es macht also durchaus Sinn, sich mit seinen Knöpfen und den dahinterstehenden Glaubenssätzen auseinanderzusetzen und sich diese genauer anzuschauen. Insbesondere dann, wenn du dich schon häufiger gefragt hast, warum immer du in solche Situationen kommst, warum immer du, in Konflikte mit anderen verwickelt bist oder warum immer du an den falschen Partner gerätst.
1. Schritt: Situationsanalyse
Welche Situationen kommen dir spontan in den Kopf, in denen dein roter Knopf gedrückt wurde. In welchen Situationen bist du nicht mehr handlungsfähig, kannst dich nicht mehr kontrollieren, bist total aufgelöst, fühlst dich angegriffen oder spürst den Ärger in der hochkochen? Wann ziehst du dich zurück, bombardierst dich innerlich mit Selbstvorwürfen und machst dich nieder?
Welches Verhalten ist für den anderen von außen sichtbar? Was ist deine bevorzugte Verhaltensstrategie? Rückzug? Rechtfertigung? Aggression gegen dich? Oder gegen andere? Befindest du dich im Kampf-Modus?
2. Schritt: Verhaltensanalyse
Frag dich anschließend, warum du glaubst, dass dieses Verhalten nützlich ist? Woher kennst du diese Verhaltensweisen? Seit wann hast du diese als Strategien für dich übernommen und worauf beruhen sie?
3. Schritt: Ehrliches Resümee
Wie oft hat dir diese Strategie geholfen? Wie oft hat sie dir noch mehr Ärger eingebrockt? Und wie fühlst du dich dabei?
4. Schritt: Sei vorbereitet!
Um zukünftig gelassener zu reagieren, dich nicht selbst zu erniedrigen oder Konflikte weiter zu schüren, bereite dich auf diese Situationen vor, denn sie werden wieder kommen: Was sind Warnhinweise, dass dein Knopf gedrückt ist? Wo spürst du das in deinem Körper? Bei welchen Personen passiert das besonders häufig?
5. Schritt: Umprogrammieren
Wie könnten alternative Handlungsstrategien aussehen? Du kannst deine Knöpfe umprogrammieren, indem sie dir bewusst sind!
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Knöpfe ausfindig machen und reparieren!
Herzlichst
Svenja Lotze